Hygge-Expertin Andrea Fischer im Gespräch – Eine Mitschrift des Interviews vom 9. Juni 2019
Radio-Interview mit Marco Schreyl bei WDR 2
Eine Mitschrift des Interviews vom 9. Juni 2019 in der Sonntagsshow mit Marco Schreyl beim Radiosender WDR 2.
Kein Stress – einfach mal so 3 Tage, ohne Reisen, ohne Gastgeber sein. Vielleicht auch für dieses gemütliche Wochenende haben die Menschen in Skandinavien für diese Gemütlichkeit längst einen Fachbegriff gefunden: Die nennen das nämlich Hygge – gemütlich, relaxt.
Andrea Fischer ist Hygge Expertin – Sie hat ein Buch „Glücklich im Job mit Hygge“ drüber geschrieben.
Es gibt viele die sich den Stress mit verreisen und Stau an diesem Wochenende nicht angetan haben waren.
Schreyl: Warum ist es zu Hause am schönsten?
Fischer: Naja, es ist ja schon ein bisschen – ich sag mal so – das Basislager und da kommt es natürlich darauf an, wie gemütlich, wie hyggelig, wie schön mache ich es mir dort.
Schreyl: Ist völlig egal wie es aussieht in diesem Basislager?
Fischer: Was die Dänen lieben, was es ausmacht, ist wirklich auch ein bisschen Wohnstyle. Es geht da um ein gemütliches Sofa, Kissen, Decken, Wollsocken, Kerzen. Es ist ein Lifestyle, aber auch ein Wohnstyle. [Hygge] hat auf jeden Fall mit der Deko und dem Charme der Einrichtung zu tun.
Schreyl: Und wenn man es sich zu Hause eben hyggelig eingerichtet hat, ist es am Ende für die Seele effektiver? Also, ist es gemütlicher, wenn man sich zu Hause hyggelig erholt als irgendwo in einem Hotel oder in einer Ferienwohnung am anderen Ende der Welt?
Fischer: Ich bin ein Freund von sowohl als auch. Es gibt Wochenende, wo ich mich ganz bewusst entscheide mit meiner Familie zu Hause zu bleiben und es mir eben hyggelig mache. Dazu gehören eben Dinge, die eben nicht nur Wohnstyle sind.
Es geht darum, sich es [zu Hause] bewusst schön zu machen. Es kann sein, dass man anfängt zu Backen, wieder eine CD rausholt oder alte Fotoalben. Es geht nicht nur um Kerze auf den Tisch, Decke her und Wollsocken an, sondern es geht eben auch darum, wie gestalte ich im Grunde meinen Tag – mit welcher positiven Haltung?!
Mit der richtigen Haltung ist es egal, wo es mir gut geht. Ich kann wegfahren und es geht mir gut und ich genieße alles was ich habe. Aber ich kann auch zu Hause bleiben und kann dort alles genießen.
Schreyl: Geben Sie uns doch mal Tipps, für die, die jetzt aufstehen und noch nicht so richtig wissen, wie sie es sich heute gemütlich machen sollen. Wie stellt man sowas an einem Sonntag?
Fischer: Gemütlich ist tatsächlich auch mal raus zu gehen. Und zwar vor die eigene Tür und im Idealfall ins Grüne, egal ob man in der Stadt oder auf dem Land wohnt. Das tut einfach total gut. Egal ob ich anschließend durchgepustet oder meinetwegen durchnässt ist, je nachdem was das Wetter draußen so bringt. Es ist dann schön sich zu Hause hinzusetzen, einen leckeren Tee zu machen oder einen Kaffee zu trinken. Oder Nachbarn oder Freunde anzurufen, eine Kleinigkeit zu backen und einfach den Tag bewusst zu begehen. Es geht wirklich darum, zu entschleunigen und bewusst und genüsslich Zeit mit sich zu verbringen.
Schreyl: Wie hygge ist denn ihr Wochenende?
Fischer: Sehr hyggelig ist mein Pfingstwochenende, weil wir sind gerade in dem Hygge-Heimatland nämlich Dänemark und haben uns ein kleines Häuschen gemietet. Dieses Häuschen ist mit einem großen Garten mit viel Grün ausgestattet. Ich war heute Morgen auch schon eine Runde an der frischen Luft spazieren. Auch hier gibt es im Haus – Decken, Kissen, gedeckte Farben. Auch so Dinge, die man auch zu Hause gut machen kann: Bücher mal wieder sortieren oder umdekorieren. Hier stehen zum Beispiel die Bücher farblich arrangiert und es ist einfach nett. Die Bilder und die Blümchen passen auch dazu. Es ist einfach gemütlich. Hier steht auch noch ein Ofen – sehr kuschelig hier.